


Berufsleben
Wir haben's warm!
Wer in der chemischen Industrie arbeitet, kann sich dank Manteltarifvertrag (MTV) der Chemie darauf verlassen, dass alles Wichtige geregelt ist: von der Dauer und Verteilung der Arbeitszeit über Zuschläge und Urlaub bis hin zu Kündigungsfristen. Die gewerblichen Arbeitnehmer waren die ersten, die 1953 in der Chemie in den Genuss des Manteltarifvertrags kamen. 1957 folgte die Fassung für Angestellte ...gleichzeitig mit einer Senkung der Wochenarbeitszeit auf 45 Stunden. Der erste Manteltarifvertrag für akademisch gebildete Angestellte in der chemischen Industrie wurde 1959 abgeschlossen und galt für Beschäftigte mit abgeschlossener naturwissenschaftlicher oder technischer Hochschulausbildung.
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Gemeinsame Sache
Der Bundesentgelttarifvertrag (BETV) regelt seit 1988 die Eingruppierung der Beschäftigten in 13 Entgeltgruppen (von E1 bis E13) und beendete damit ein Relikt aus alten Zeiten: Seit Einführung des BETV unterscheidet die chemische Industrie nicht mehr zwischen Arbeitern und Angestellten. Statt von Lohn und Gehalt wird einheitlich von Entgelt gesprochen. Die Bertelsmann Stiftung würdigte diese Leistung ...der Chemie-Sozialpartner sogar mit einem Preis: Der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) und die damalige Industriegewerkschaft Chemie-Papier-Keramik (heutige Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie, IG BCE) wurden im selben Jahr für ihr vorbildliches Verhalten ausgezeichnet.
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Echte Saubermänner
Nicht nur der Samstag, sondern jeder Werktag war für ...viele Beschäftigte der chemischen Industrie ein Badetag. In den Unternehmen hatte man die Bedeutung körperlicher Hygiene für die Gesundheit der Belegschaft früh erkannt. Seit den 1860er-Jahren ergänzten die Unternehmen ihre Werke folglich um großzügig angelegte „Badeanstalten“. Einige dieser Einrichtungen umfassten bis zu 700 Wannen und über 1500 Duschbrausen auf mehreren Stockwerken. Vielfach war das Baden oder Duschen nach Dienstende sogar Vorschrift. War die Arbeit besonders schmutzig, zählte es mit zur Arbeitszeit. Das Baden war kostenfrei, ebenso Seife, Soda und Handtücher. In einigen Fällen standen auch Ärzte und Masseure mit Rat und Tat zur Seite. Wo Badeanstalten auch in den Wohnkolonien Einzug hielten, durften Ehefrauen und Kinder diese mitbenutzen.



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Chemie Tarifvertrag – rundum versorgt
Seit 2008 hat die chemische Industrie einen hochmodernen Tarifvertrag, der den demografischen Wandel berücksichtigt. Im Fokus stehen dabei die sinnvolle Gestaltung der gesamten Lebensarbeitszeit, Gesundheitsvorsorge und Weiterbildung über alle Altersstufen hinweg. Die chemische Industrie stellt sich den Herausforderungen des demografischen Wandels, aufgrund dessen Mitarbeiter auch länger als bisher ...im Unternehmen sein werden. Neben einer konsequenten Nachwuchswerbung und -förderung ist es Ziel, das Wissen, die Fähigkeiten und die Erfahrung der Mitarbeiter über die gesamte Spanne ihrer Erwerbstätigkeit zu erhalten und zu fördern. So sollen optimale Arbeitsumfelder geschaffen und die Motivation und Kompetenzen der Mitarbeiter in jedem Altersabschnitt auf hohem Niveau gehalten werden.
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Sportskanonen statt Stubenhocker
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war für die chemische ...Industrie die Förderung der Fitness eine wichtige Säule des fürsorglichen Unternehmertums. Sportanlagen und Spielplätze auf dem Betriebsgelände boten in den Pausen eine Ausgleichsmöglichkeit, während erste Werksvereine – von den Unternehmen oder auch von den Beschäftigten gegründet – den Teamgeist ihrer Mitglieder förderten. So bauten sich die Turner der Sportgemeinschaft Henkel 1907 ihre Recks und Barren noch selbst. 1904 führte eine Unterschriftenaktion zur Gründung des „Turn- und Spielvereins“ in Leverkusen. Nicht nur dort konnten sich die Mitarbeiter der chemischen Industrie im Handball, Faustball, Tennis, Schwimmen, Boxen oder in der Leichtathletik üben. Ausgerechnet bei diesem Vorläufer von Bayer 04 Leverkusen bezeichnete man den Fußball jedoch als „englische Faxen“.



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Die chemische Industrie – der Zeit voraus
Gut umsorgte Mitarbeiter leisten mehr, da es ihnen und ihren Familien besser geht. Deshalb schufen die Unternehmen der chemischen Industrie bereits in den 1870er-Jahren – und damit noch vor den Bismarck‘schen Sozialgesetzen – betriebliche Versicherungen und Unterstützungskassen zur Absicherung von Krankheit, Invalidität, Alter und Tod. Zusätzlich stellten sie ihren Beschäftigten in Werkssiedlungen ...kostengünstigen Wohnraum zur Verfügung – ebenfalls keine Selbstverständlichkeit zu dieser Zeit. Doch es blieb nicht allein bei dem verbesserten Wohnstandard: Bald folgten betriebliche Bildungseinrichtungen, Büchereien, Badeanstalten und Bolzplätze.



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Bildung – Betriebsziel der chemischen Industrie
Bei den Beschäftigten der chemischen Industrie waren ...um 1900 die „Stätten für gesellige und belehrende Veranstaltungen“ populär, die von den Unternehmen zur Förderung des „Gemüts- und Geisteslebens“ ihrer Mitarbeiter erbaut wurden. Die häufig großzügig angelegten Gebäude hießen Gesellschafts-, Erholungs- oder Feierabendhaus. Sie verfügten über Lesehallen, Speiseräume und Festsäle sowie über Kegelbahnen, Billardzimmer, Kinos und Restaurants. Betriebliche „Fortbildungsvereine“ sowie Abteilungen für Bildungswesen boten dort Veranstaltungen zu Literatur, Psychologie, Philosophie und Musik an. Man las Klassiker, sah Theaterstücke oder musizierte. Daraus entwickelten sich beliebte Theatergruppen sowie renommierte Werks-Chöre und -Orchester.
Historie


Fortschrittlich: 1901 traten die ersten vier Chemie-Azubis ihre Lehre an, die damals – und das war neu – Theorie und Praxis verband.



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Wohnliche Fürsorge
Die Adressen der modernen Werkssiedlungen hatten nicht ...nur wohlklingende Namen wie „Limburger Hof“ oder „Seeacker“, sie verbesserten auch den Wohnstandard für die Beschäftigten der Chemie im 19. Jahrhundert. Viele Chemie-Uunternehmen schufen kostengünstigen, sauberen Wohnraum für ihre Beschäftigten. Ziel war es, die immer wieder auftretende Wohnungsnot zu lindern, das Wohlbefinden der Beschäftigten zu fördern und dadurch auch Arbeitskräfte zu halten. So entstanden ab den 1870er-Jahren bis weit ins 20. Jahrhundert hinein Arbeiter-Wohnsiedlungen, damals Kolonien genannt, in Werksnähe oder im Grünen. Viele Menschen konnten sich erstmals bis dahin unerschwinglichen Wohnkomfort leisten. Häufig gehörte ein Gartenanteil zur Selbstversorgung mit Obst und Gemüse dazu.
Historie


Ab 1879 entstanden betriebliche Pensionskassen für die Beschäftigten in der Chemie. Eine gesetzliche Rente wurde in Deutschland erst 1889 eingeführt.



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Bei Krankheit und im Alter nicht allein
Nicht nur Erfindungen sind ein wichtiger Gradmesser für den Fortschritt. Auch die soziale und materielle Absicherung der Beschäftigten zeigt, wie modern eine Branche ist. Hier übernahm die Chemie früh Verantwortung. Viele Unternehmen führten ab den 1870er-Jahren betriebliche Versicherungen und Unterstützungskassen ein, die Beschäftigte und deren Hinterbliebene im Falle von Krankheit, Invalidität, ...Alter und Tod absicherten. Darüber hinaus konnten junge Mütter und Erkrankte in Erholungsheimen genesen, die von Unternehmen gebaut und finanziert wurden.



Berufsleben
Konsequente Nachwuchsarbeit
Schon früh war das Fürsorgenetz der Chemieunternehmen ...auch für die kleinen Erdenbürger da – z. B. wenn diese in einem der betrieblichen Wöchnerinnenheime zur Welt kamen. Diese Einrichtungen boten Mutter und Neugeborenem ab den 1890er-Jahren ein ruhiges, sauberes Umfeld und medizinische Betreuung für die Zeit während und nach der Geburt. Im Schnitt dauerte ein Aufenthalt zehn bis 15 Tage. Die Kosten waren sozialverträglich: Für Arbeiterfrauen war die Betreuung kostenlos, Ehefrauen von Angestellten mussten meist einen Tagessatz entrichten.



Berufsleben
Gut betreut
In den frühen betrieblichen Wöchnerinnenheimen und ...Nachsorgestellen für junge Mütter wurden die Frauen häufig zum Stillen angehalten, um der hohen Säuglingssterblichkeit entgegenzutreten. In einigen Heimen war es sogar vorgeschrieben, weil Flaschennahrung damals als bedenklich galt. „Die künstlich genährten Kinder können eben, wie allgemein bekannt ist, nicht so gedeihen wie die Brustkinder“, hieß es in einer Schrift von 1911.



Berufsleben
Verordnete Verschnaufpause
Ende des 19. Jahrhunderts begannen die Chemieunternehmen ...damit, Erholungsheime für ihre Beschäftigten einzurichten. 1892 entstand so die erste „Volksheilstätte“ für Lungenkranke in Europa. Es folgten weitere Erholungsheime für Beschäftigte der Chemie in der Pfalz, im Schwarzwald und in vielen weiteren Regionen Deutschlands. Die Arbeitgeber der Chemie investierten in den Folgejahren in medizinisch-pflegerische Einrichtungen, die eine baldige Rekonvaleszenz ihrer Arbeiter und Angestellten herbeiführen sollten. Die ärztliche Aufsicht stellte sicher, dass die mehrwöchigen Aufenthalte von Erfolg gekrönt waren.